Emilia G. revisited

nach einer Tragödie von G. E. Lessing

2005 / 2006

Zum Inhalt

Als Quelle zu seinem „Trauerspiel in 5 Aufzügen“ diente Lessing ein Stoff aus dem 5. vorchristlichen Jahrhundert, der bei dem Historiker Livius (59 v. bis 17 n. Chr.) nachzulesen ist: Die unschuldige Römerin Virginia wird von ihrem Vater getötet, weil er sie nur so vor den Nachstellungen des Politikers Appius Claudius bewahren kann.

Der Prinz Hettore Gonzaga ist der Gräfin Orsina, seiner Geliebten, überdrüssig, seit er die Bekanntschaft der jungen Emilia Galotti machen durfte, die ihn auch nicht unattraktiv findet.

Allerdings, so muss der Prinz erfahren, ist Emilia dem Grafen Appiani versprochen, den sie noch am gleichen Tag heiraten soll und will. Aufgrund seiner Begierde und Verzweifelung zu keinem klaren Gedanken fähig, vertraut der Prinz den glücklichen Fortgang seines Geschicks seinem Kammerherren Marinelli an.

Der lässt Emilias Kutsche auf dem Weg zur Trauung mit der Absicht überfallen, Emilia dadurch in die Arme des Prinzen zu treiben. Diese flüchtet sich auch prompt Hilfe suchend und ahnungslos nach Dosalo, dem Lustschloss des Prinzen.

Bei dem fingierten Überfall kommt der Bräutigam ums Leben. Der Weg für den Prinzen wäre also frei. Wenn nicht …

Zur Inszenierung

„Eine Rose gebrochen, ehe der Sturm sie entblättert.“

(Emilia Galotti, V, 7)

Emilia wird von ihrem Vater erdolcht, um so ihre Unschuld, ihre Ehre zu retten – ein „Ehrenmord“? Lessings Trauerspiel erscheint unter diesem Blickwinkel geradezu erschreckend aktuell.

Wir haben versucht, die Aktualität von Lessings „Emilia Galotti“ deutlich werden zu lassen, indem der Tod Emilias nicht als tragisches Einzelschicksal präsentiert wird.

Der Fall der Emilia G. scheint eher ein zeitloses, kultur- und religionsübergreifendes Phänomen zu sein. Aus diesem Grund wird im Verlauf des Stückes ein Bogen von biblischen Zeiten bis in die Gegenwart geschlagen und die Figur der Emilia von mehreren Spielerinnen verkörpert.