Der rote Igel
Eigenproduktion
„Der Wind drückt Regen gegen das Fenster. Mutter zieht den Vorhang zu, sperrt die Nacht aus. Doch wir können nicht bleiben. Und so schleichen wir hinaus in die Rabenschwärze, lassen nichts von uns zurück und treten hinaus in die Straße, wo die Fernseher kalt blau in den Pfützen schimmern und die Laternen auf dem nassen Pflaster glänzen. (…)
Überall öffnen sich die Haustüren, gießen leise einen Spaltbreit warmes Licht aus. Und mit dem Licht schlüpfen wir hinaus, einer nach dem anderen, lassen die Türen offen stehen, gehen einfach hindurch, ohne zu zögern.
Wir suchen.
Ein Wind kommt auf und trägt ein paar von uns mit sich. Andere spült der Regen fort, Richtung Meer. Wieder andere führt der Mond durch die Felder bis weit hinter den Horizont, bis wir nicht mehr suchen können oder: bis wir finden, was uns sucht.“
Einsamkeit, Abhängigkeit, Illusionen, aber auch die Träume von immerwährender Liebe und vom großen gemeinsamen Glück – im Bühnenspiel „Der rote Igel“ setzt sich das jugendliche Ensemble der Theatergruppe poco*mania mit seinen ersten eigenen – vielfach auch tragikomischen – Erfahrungen in der Liebe textlich und dramatisch auseinander.
Humorvoll und unverkrampft verdichten die Spielerinnen und Spieler ihre Träume, Wünsche, Ängste und Erlebnisse in der Figur des „roten Igels“ und greifen in ihrer Inszenierung auf Elemente des Bewegungstheaters sowie auf Zeichentrick-Sequenzen zurück. In poetischen Bildern erzählt das Stück „Der rote Igel“ so von der ersten Liebe, von Liebe überhaupt, von der Suche nach ihr – und natürlich auch vom roten Igel selbst, von seiner Liebe zu einem roten Ballon und davon, wohin ihn diese Liebe trägt.
Vielleicht ist die Liebe des Igels ein Missverständnis, vielleicht ist sie ein tragischer Irrtum, vielleicht ist sie auch nicht von langer Dauer. Für den Igel aber ist sie alles, egal, was sie mit ihm macht. Und so hält er an ihr fest, gegen alle Widerstände. Denn Liebe macht abhängig und frei. Liebe lässt die Welt ganz neu erscheinen, auch wenn sie schnell ins Dunkle führt. Liebe kann helfen, einen Weg zu finden, geht gleichzeitig aber ihre eigenen Wege, ohne Rücksicht, ohne sich auch nur einmal umzublicken, ob man überhaupt noch mitkommt. Sie lässt nichts mehr so, wie es war, lässt keinen Stein auf dem anderen und ist gleichzeitig Zuhause. Sie wird in unzähligen Liedern besungen und klingt einem selbst dann noch in den Ohren, wenn man von ihr schon lange nichts mehr hören will. Von ihr wird in Geschichten erzählt. Und sie erzählt uns selbst Geschichten, Geschichten von uns und über uns. Stehen bleiben geht nicht mehr – im Wind, auf dem Weg zum Meer, so über den Feldern, wenn der Mond vorangeht – dem roten Igel und uns. Einfach abheben und sich treiben lassen. Wohin ist egal. Wird sich schon finden… auf den Sternen oder tief in uns selbst. Und wir? Wir fliegen mit, zumindest ein bisschen – so hoch es geht…
…
Unsere Eigenproduktion "Der rote Igel" wurde eingeladen…
…zur 63. Theaterwoche Korbach 2012,
Außerhalb unserer Schule führten wir unser Stück an folgenden Spielorten auf:
…in der COENS-Galerie, Grevenbroich
…am Franz-Meyer-Gymnasium, Mönchengladbach-Giesenkirchen
…am Marie-Curie-Gymnasium, Neuss
…im BIS-Zentrum für offene Kulturarbeit, Mönchengladbach
…im JUTA im Rahmen der Düsseldorfer Schultheatertage am FFT
… als Eröffnungsstück für die Schultheatertage am Schauspiel Essen
und im Rahmen des "3. Europäischen Friedenstheaterfestival
– Jugend für Europa – BINAMIRA",
Banja Luka/Bosnien.
Der Dokumentarfilmer Jörg Gottschalk begleitete mit seinem Filmteam über ein halbes Jahr hinweg die Entstehung der Produktion "Der rote Igel".