2013 / 2014
… als wär’s ein Stück von mir …
Ein Theaterprojekt zum Thema
„100 Jahre Erster Weltkrieg“
„Wir waren in Flandern.
Wir haben die Gräber gesehen.
Da liegen alle so still beieinander. Fast zärtlich.
Und wir…
… wir standen da.
Und störten irgendwie.
Die Toten blieben lieber für sich…“
Was hat der Erste Weltkrieg mit den Jugendlichen von heute zu tun?
Auf den ersten Blick so gut wie gar nichts.
Vielleicht, dass viele der rund 10 Millionen Soldaten, die vor 100 Jahren in den Schützengräben starben, erst 16 bis 20 Jahre alt waren; vielleicht, dass sie heute immer noch die gleichen Träume und Sehnsüchte haben wie ihre Altersgenossen damals; vielleicht, dass damals wie heute alte Leute die Pläne schmieden, nach denen junge Leute dann sterben dürfen.
Alle, die im 1. Weltkrieg kämpften, sind mittlerweile tot.
Jugendliche im Jahr 2014 können niemanden mehr fragen.
Aber sie haben Phantasie…
Teils liebevoll-poetisch, teils sarkastisch-böse, teils aber auch grotesk-komisch malen die jugendlichen Spielerinnen und Spieler von poco*mania ihr Bild vom großen Schlachten und gehen dabei theatral durchaus ungewöhnliche Wege.
Diese Eigenproduktion will erinnern:
an das, was war und – gerade angesichts des Erinnerungsjahres 2014 – auch an das, was Jugendliche heute dazu denken…
Warum das Thema „100 Jahre Erster Weltkrieg“?
Die Organisation Bina Mira („Bühne des Friedens“) ist Teil des Aachener Netzwerks für humanitäre Hilfe und interkulturelle Friedensarbeit e.V. und versucht, durch die Ausrichtung von Europäischen Friedenstheaterfestivals zu einer Aussöhnung der ehemals verfeindeten Volksgruppen im heutigen Bosnien-Herzegowina beizutragen.
poco*mania wurde durch Vermittlung von Eckhard Debour vom rohestheater, Aachen 2010 eingeladen, als eine der deutschen Gruppen im Rahmen dieses europäischen Festivals in Aachen aufzutreten. Wir sind dank Eckhard Debour auch 2012 erneut eingeladen worden, Deutschland bei diesem Festival, diesmal jedoch in Banja Luka/Bosnien, zu vertreten. Aus diesen beiden Einladungen resultierte schließlich eine enge Kooperation zwischen poco*mania, rohestheater und Bina Mira, die als Organisation mittlerweile von Martin Schulz als Schirmherr und von der Europäischen Union („Jugend bewegt Europa“) gefördert wird. So sind einige von uns zusammen mit Vertretern des rohestheater und Eckhard Debour im letzten Jahr für Bina Mira nach Bosnien gefahren und haben in Odzak mit dortigen muslimischen und christlichen Jugendlichen einen Friedenstheater-Workshop durchgeführt.
Die Erfahrungen, die unsere Jugendlichen in Bosnien machen konnten, haben sie sehr verändert. So haben sie für sich selbst erfahren, wie kostbar und zerbrechlich Frieden tatsächlich sein kann. Zudem interessieren sie sich heute stärker für politische Themen.
Als uns Bina Mira im September letzten Jahres einlud, beim nächsten Festival in Aachen im September 2014 wieder mit dabei zu sein, waren die Jugendlichen daher auch sofort begeistert. Sie stimmten ebenfalls sofort dem Wunsch der Organisatoren zu, dafür ein Stück zum Thema „Erster Weltkrieg“ zu produzieren.
Wie wir uns dem Thema „100 Jahre Erster Weltkrieg“ angenähert haben
Eine solche ‚Auftragsarbeit‘ stellt für uns eine Herausforderung dar, weil unsere Themen bislang eher aus dem Erfahrungsbereich unserer Jugendlichen erwuchsen oder zumindest von deren Erfahrungen wesentlich gespeist wurden.
Um Impulse für unsere Produktion zu erhalten, sind wir im November letzten Jahres für zwei Tage mit der gesamten Theatergruppe und einigen Mitgliedern des rohestheater aus Aachen nach Ypern/Belgien gefahren und haben uns dort die Museen, die Schlachtfelder und natürlich auch die Soldatenfriedhöfe angeschaut
Wie aber kann man die Brücke schlagen zwischen heutigen Jugendlichen und dem weit entfernten Ersten Weltkrieg? Oder anders gefragt: Was haben die Jugendlichen von heute mit dem Ersten Weltkrieg zu tun? Diese Leitfrage hat uns die gesamte Produktion über begleitet.
Wir haben für uns fünf Antworten gefunden, wie Jugendliche von heute ihre Sicht auf den Ersten Weltkrieg stimmig auf die Bühne bringen können:
- Uns hat das Schicksal des Einzelnen berührt und das wollen wir auf der Bühne zeigen.
- Wir wollen unsere Vorstellungen über den Ersten Weltkrieg mit einfließen lassen, weil unsere Phantasie eine tragfähige Brücke zwischen dem Damals und dem Heute sein kann.
- Das Grauen des Ersten Weltkriegs ist nicht darstellbar und verlangt auf der Bühne nach Brechungen.
- Wir wollen kritisch auf den Mangel an Erinnerungskultur in Deutschland aufmerksam machen.
- Unser Stück soll zeigen, wie sich die Theatergruppe dem schwierigen Thema „Erster Weltkrieg“ im Verlauf der Produktion angenähert hat, weil es für junge wie ältere Zuschauer von Interesse sein kann zu erfahren, welche Wege Jugendliche beschreiten, wenn sie ein historisches Thema für sich erfahrbar machen wollen.
„…als wär’s ein Stück von mir…“ – ein spannendes und ungewöhnliches Theaterstück, das zu vielen Diskussionen Anlass gegeben hat.
Unsere Produktion „ALS WÄR’S EIN STÜCK VON MIR…“ wurde eingeladen…
zur 65. THEATERWOCHE KORBACH 2014
zum 35. THEATERTREFFEN DER JUGEND, Berlin
und zum 4. Europäischen Friedenstheaterfestival – Jugend für Europa – BINA MIRA 2014, Aachen.
Außerhalb unserer Schule spielten wir ALS WÄR’S EIN STÜCK VON MIR…
…im FFT JUTA im Rahmen der Düsseldorfer Schultheatertage am FFT ,
…im Franz-Meyers-Gymnasium, Mönchengladbach-Giesenkirchen,
…im Theatermuseum, Düsseldorf,
… im BIS-Zentrum für offene Kulturarbeit e. V., Mönchengladbach,
… und im Stadttheater Aachen.
Das WDR-Fernsehen berichtete live von unserer Premiere im fft.
Der Hessische Rundfunk und das Hessische Fernsehen berichteten ebenfalls von der Aufführung unseres Stückes im Rahmen der Theaterwoche Korbach.
„als wär’s ein Stück von mir…“ wurde ausgezeichnet mit dem JUGEND.KULTUR.PREIS NRW in der Kategorie “Young.Europe.Award 2014″